Weimar. Als sein Gast die seit Jahren aufgeschobene Sanierung des Rathauses am Markt erwähnte, wurde Dirk Rau noch einmal hellhörig: „Sind da auch Fußböden mit zu machen?“ Das nämlich ist die Spezialität des 36-Jährigen: Seit rund zwei Jahren betreibt er im Norden der Stadt einen Fachhandel für Parkett und Bodenbeläge. Sein Besucher am Montagnachmittag war OB Stefan Wolf, der sich gemeinsam mit Sandro Lippold von der Stabsstelle Wirtschaft der Stadt über das Profil und die Möglichkeiten von „Parkettraum“ informieren ließ.

Dirk Rau ist ein Weimarer, den es in die Heimat zurückzog: „Als meine Frau schwanger wurde, stand für uns sofort fest: Unser Kind soll nicht in Frankfurt aufwachsen, sondern in Weimar.“ Rau hatte in der Main-Metropole zehn Jahre gelebt und als Produktmanager bei der Fachhandels-Kette Holzland gearbeitet. Begleitend dazu studierte er Marketing und Vertrieb an der Goethe-Universität. Davor war der gelernte Parkettleger für diverse Firmen aus der Region Weimar in ganz Deutschland auf Montage.

Nun also die Heimkehr: „Ich kannte die Handwerker ja alle noch“, schmunzelt er. Das erleichterte den Start. Ab Dezember 2014 mietete Rau das Gebäude der alten Schmiede unweit des früheren Nordbahnhofes an der Kreuzung von Buttelstedter und Rießnerstraße. Er gestaltete es nach seinen Vorstellungen um und eröffnete am 14. Februar 2015 offiziell. Auf 300 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigt er 1500 Böden aller Art. Seinen Vater Harald hat er als Mitarbeiter eingestellt, zwei externe Kräfte (Sachbearbeiterin und Buchhalterin) nehmen ihm Bürokram ab. Privat fand Rau in Süßenborn eine neue Heimat – die kleine Victoria, Grund für seine Rückkehr, ist inzwischen zwei Jahre alt und besucht die Kita Kromsdorf.

Rau will mit seinen Angeboten vor allem jene erreichen, die in Sachen Parkett etwas Dauerhaftes suchen: solide Holzfußböden, die im Schnitt 120 Jahre halten. Er konkurriert nicht mit Baumärkten und deren Preisen, sondern liefert genau den Fußboden, den der Kunde sich wünscht – inklusive Farbton, Zahl und Form der Äste. Bei Bedarf vermittelt er auch gleich eine Firma, die das Verlegen übernimmt, und ist stolz darauf, „99 Prozent aller Aufträge termingerecht zu erfüllen. Das ist in der Branche keine Selbstverständlichkeit!“

Als OB Wolf den Unternehmer nach dessen Wünschen an die Stadt fragte, gab es nur einen, der mit der Firma nichts zu tun hatte: Wie so viele Süßenborner hofft auch Dirk Rau, dass endlich die Fußweg-Lücke von 250 Metern zwischen Dorf und Gewerbegebiet geschlossen wird. „Im Prinzip brauchen wir nur jemand, der uns die Steine bezahlt“, sagt er. „Freiwillige und Technik stellen wir selbst.“